Vor kurzem lag mir das Programmheft für eine Kneipenjagd mit Texten über ca. 20 Bands zur Korrektur vor. Es musste – wie immer – schnell gehen, also las ich und gab erst mal unkorrigiert zurück:
 
"Mit ihren größtenteils eigenkomponierten ... Songs schlagen sie eine weitere Brücke zwischen amerikanischer Tradition und europäischer Moderne. Wer also Interesse am Spirit des Rock'n'Roll-Vaters Rockabilly hat und auf das Maximum reduzierte 'straight forward sounds' steht, sollte sich diese Band nicht entgehen lassen!"
 
Texte über Musik sind immer heikel, weil ständig neue Wortschöpfungen (meist aus dem englischsprachigen Raum) entstehen und in diesem Lebensbereich Rechtschreibung sowieso nicht mehr viel gilt, Hauptsache, es klingt irgendwie "cool". Umso beachtlicher, dass sich die Veranstalter hier einen Korrektor leisteten!
Ich bin also beim ersten Lesen über das "eigenkomponiert" gestolpert und habe überlegt, ob nicht "selbstkomponiert" schöner wäre, habe es dann aber doch gelassen.
Und die Formulierung "auf das Maximum reduziert" habe ich auch gelassen. Klingt interessant. Also alles okay?
 
Der wirkliche Fehler ist mir dann erst bei der zweiten Korrektur aufgefallen: Erstens heißt es "Wer auf ... steht", und zweitens "auf das Maximum reduzierte ... Sounds".
Es müsste also heißen: "Wer auf auf das Maximum reduzierte ... Sounds steht". Also zweimal "auf" hintereinander – aber wie blöd klingt das?
Dieser Fehler ist deshalb so gemein, weil er so versteckt ist und deshalb erst mal nicht auffällt.
Und wie verbessert man das nun? Es geht nur durch ein Ersetzen von "auf etwas stehen" durch ein einfaches Verb wie "mögen" o.ä., dann heißt es also:
"Wer auf das Maximum reduzierte ... Sounds mag" – und damit ist natürlich einiges von der coolen Sprache weg.
 
Die Auftraggeber haben dann übrigens im Rahmen der Kürzung aller Texte einfach den ganzen Satz weggelassen.

So geht's natürlich auch. Aber mich hat das eine halbe Stunde beschäftigt.

Ich liebe diesen Job!

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